Mitten im Match um unsere Zukunftsperspektiven

8. Jul. 2024 | Allgemein

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Mitten im Match um unsere Zukunftsperspektiven

8. Jul. 2024 | Allgemein

Der Anpfiff zur zweiten Halbzeit ist eben erfolgt.

Die Bilanz für die erste Spielhälfte fiel für die globalen Nachhaltigkeitsziele der UNO (Sustainable Development Goals SDG) vielfach durchwachsen aus. Historisch einmalig hatten sich die Mitgliedsstaaten vor sieben Jahren auf einen neuen Pfad globaler Perspektiven geeinigt. Auch von Österreich definiert als strategischer Kompass, um Ressourcenverbrauch und Folgen des menschlichen Handelns wieder in kontrollierbare Bahnen zu lenken.

Alle Global Player blieben jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurück. Spielerisch
viel zu defensiv und wer gute Initiativen zeigte, wurde zu oft durch grobe Fouls
ausgebremst. Wie lässt sich also das Spiel umdrehen, damit wir als Menschheit unseren Planeten als gute Lebensbasis nicht verlieren? Das Ungleichgewicht im Nutzen globaler Ressourcen legt vermehrt den Grundstein für gewaltsame Konflikte
auf unserem Planeten. In der Sorge um den Erhalt eines friedvollen Miteinanders
benennt die Agenda, assistiert von wissenschaftlichen Erkenntnissen, den notwendigen Entwicklungspfad. So standen am Ende eines mehrjährigen Dialoges 17 Ziele mit nachhaltigen Wirkungsbereichen bis zum Jahr 2030 fest: nachhaltige und leistbare Energie (SDG 7), qualitätsvolle Bildung (SDG 4) oder nachhaltige Investition in Infrastruktur (SDG 9) finden sich ebenso wie Klimaschutz (SDG 13)
oder die Zielsetzungen für nachhaltige Städte und Dörfer (SDG 11). Darin liegt
viel Potenzial für das Unternehmertum. Und dieser Rahmen beschreibt
zugleich jene Umfeldfaktoren, welche Wirtschaftstreibende noch stärker in
ihre Risiko-Chancen-Bewertung aufnehmen sollten.

» Die Uhr tickt. Es braucht noch viel mehr Laufarbeit, um das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. «

Dr. Claudio Tedeschi, SDG Forum Vorarlberg

Mit diesem Vertrag bröckelt auch formal das Credo an ein schrankenloses
Wachstum. Angesichts der globalen Krisen gewinnt eine Ausrichtung hin
zu mehr Widerstandskraft und Krisenstabilität an Wert, welches sich auch monetär im Risikomanagement beziffern lässt. Als Beleg für diese politische Großwetterlage können das neue, viel diskutierte Lieferkettengesetz oder der KI-Act der EU herangezogen werden. Mehr denn je sind also ökologische und sozial nachhaltige Handlungsweisen für Wirtschaft und Industrie zu maßgebenden Umfeldbedingungen geworden. Damit sind die SDG’s systemrelevant und
wirken direkt auf unternehmerische Entscheidungen.

Wie lässt sich das heute in Vorarlberg für Unternehmen nutzen?

Einige Vorarlberger Gemeinden haben erkannt, dass mit den SDG eine gemeinsame
Perspektive über alle Aufgabenfelder geschaffen werden kann. Der
aktive Dialog zwischen den Abteilungen optimiert Angebote, reduziert parallele
Strukturen, stärkt eine gemeinsame Haltung, die offen ist für Vorschläge
aus der Bevölkerung, und nimmt verstärkt Überlegungen auf, mit anderen
Kommunen die Zusammenarbeit zu intensivieren. Nachhaltige regionale
Entwicklung folglich schafft die Basis, um einen hohen Lebensstandard langfristig
leistbar zu erhalten.

Auch Vorarlberger Unternehmen haben sich mit den SDG vertraut gemacht
und sich über Marketingaktivitäten und Nachhaltigkeitsberichte hinaus vertieft
mit den globalen Nachhaltigkeitszielen als Mindset mit „Multistakeholderperspektive” beschäftigt. Es lassen sich in wertvoller Weise betriebsinterne Aktivitäten zu Human Ressource, Potenzialentwicklung
oder Risikomanagement an diese SDG-Logik anknüpfen. Global kooperierende Unternehmensnetzwerke wie das UNO-Programm „Global Compact” schaffen für die beteiligten Unternehmen Zugang zu attraktivem Wissen und Märkten und bildet damit die Grundlage für strategische Vorteile bei der Unternehmensentwicklung.

Das Programm „Ökoprofit Plus” des Landes Vorarlberg hat ebenfalls die
SDG-Systematik in die Begleitung von Unternehmen mit aufgenommen und
sie steht damit auch Klein- und Mittelbetrieben in diesem Feld zur Verfügung.

Neben zahlreichen anderen Netzwerken im Bodenseeraum, die für Unternehmen
interessant sind, fokussiert sich das SDG Forum Bodensee speziell auf das Thema SDG und ihre Anwendungsmöglichkeiten in unterschiedlichen gesellschaftlichen
Aufgabenbereichen. Als offene Kommunikationsplattform verbindet sie Akteurinnen und Akteure unterschiedlicher Branchen miteinander.

Ganz aktuell mit der Vernetzung von Kooperationsorten rund um den Bodensee,
die wirtschaftliche, ökologische und soziale Potenziale in der Region stärken und zukunftsfit machen.

Dieser Artikel stammt aus dem Magazin Vorarlberger Wirtschaft Ausgabe #003.

Autor: Claudio Tedeschi ist langjähriger Leiter der Kommunikation der
Caritas undGründer des SDG Forum Bodensee zur Vernetzung
von Verwaltung, Zivilgesellschaft, Unternehmen und Wissenschaft.

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