Die betriebliche Lehrausbildung ist das Rückgrat der Fachkräftesicherung in Österreich. Besonders in Vorarlberg, wo sich fast die Hälfte der Jugendlichen nach der Pflichtschule für eine Lehre entscheidet, ist sie ein bewährter Erfolgsweg in eine qualifizierte, praxisnahe Berufslaufbahn. Sie funktioniert – und das nicht nur im Interesse der Jugendlichen und Betriebe, sondern auch im Sinne der öffentlichen Hand.
„Ich appelliere eindringlich an die Verantwortlichen, die Finanzierung der betrieblichen Lehrstellenförderung langfristig zu sichern – im Interesse der Jugendlichen, der Betriebe und der gesamten Wirtschaft.“
Karlheinz Kopf, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg
Die Fakten sprechen für sich: Rund 100.000 Lehrlinge werden aktuell in Österreichs Betrieben ausgebildet – mit einem Gesamtvolumen an staatlichen Einnahmen von rund 400 Millionen Euro pro Jahr, vor allem durch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge. Gleichzeitig beträgt die betriebliche Lehrstellenförderung nur 280 Millionen Euro. Die Rechnung geht also auf – aber nur solange, wie die Fördermittel realistisch an die tatsächlichen Kosten angepasst werden.
Was derzeit droht, ist jedoch das Gegenteil: Für 2025 und 2026 klafft eine Finanzierungslücke von insgesamt 86 Millionen Euro. Eine Kürzung der Förderung – insbesondere der Basisförderung – wäre fatal. Denn mehr als die Hälfte der Ausbildungsbetriebe gibt an, ohne diese finanzielle Unterstützung weniger oder gar keine Lehrlinge mehr auszubilden. Besonders betroffen wären kleine Betriebe, die das Rückgrat des dualen Systems bilden – gerade in Vorarlberg, wo überdurchschnittlich viele Betriebe nur einen Lehrling ausbilden.
Es geht dabei nicht nur um Ausbildungschancen für Jugendliche und die Sicherung des Fachkräftenachwuchses – es geht auch um Effizienz. Ein Lehrling in der überbetrieblichen Ausbildung kostet den Staat rund 23.000 Euro pro Jahr. In der betrieblichen Ausbildung sind es im Vergleich nur 3.577 Euro an Nettokosten – und das bei deutlich besserer Integration in den Arbeitsmarkt: 78 % der Lehrabsolvent:innen sind nach 18 Monaten in Beschäftigung.
Die Lehrstellenförderung ist keine Prämie. Sie ist ein notwendiger Ausgleich für reale Kosten, die Betriebe auf sich nehmen – und das in einem zunehmend herausfordernden Umfeld: kürzere Technologiezyklen, digitale Transformation und schulische Defizite erhöhen den Aufwand der Ausbildung massiv.
Eine Kürzung der Lehrstellenförderung wäre ein teures Eigentor!
Deshalb braucht es jetzt eine klare Haltung zugunsten der Lehre: Die Basisförderung darf nicht gekürzt werden – die bestehende Finanzierungslücke muss durch zusätzliche Mittel geschlossen werden. Gleichzeitig gilt es, die Fördermittel an reale Kostenentwicklungen wie Kollektivvertragssteigerungen und gestiegene Internatskosten anzupassen. Förderbedingungen sollen praxistauglich und schlank bleiben, um Betriebe nicht zusätzlich zu belasten. Ebenso entscheidend ist eine Stärkung der schulischen Grundbildung, damit Ausbildungsbetriebe sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können. Und nicht zuletzt braucht es eine bundesweite Imageoffensive, die die Lehre als leistungsstarken, zukunftssicheren und aufstiegsorientierten Bildungsweg sichtbar macht.